Am 21./22. Juni 2016 veranstalten der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im rheinischen Siegburg ihre 12. Marktplatzveranstaltung zum Thema „Kooperation zwischen Speditionen und Eisenbahnen“. In den „Siegburger Gesprächen“ wird wieder einmal intensiv über die Zusammenarbeit diskutiert und die dort präsentierten Best-Practice-Beispiele belegen erneut, wie wichtig dies für die Verkehrsverlagerungen auf die Schiene ist.
Unter der Moderation von Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen, Institutsleiter des Fraunhofer IML in Dortmund, sprechen nicht nur die Verbandsvertreter und Prof. Dr. Karsten Otte, Abteilungsleiter Eisenbahnregulierung der Bundesnetzagentur. Sondern auch Praktiker von Firmen wie Transcontainer-Universal, Martin Tolksdorf Logistics, Buss Port Logistics, RST Rangier Service & Transport, SBB Cargo International, Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn, Spedition Ansorge, Stena Line, Konrad Zippel Spediteur, Captrain Deutschland, TX Logistik und DB Schenker Rail.
Container-Transport von den Seehäfen
Ein zentrales Thema ist der Seehafenhinterlandverkehr, der laut „Seeverkehrsprognose 2030“ bis zu diesem Zeitpunkt um rund 53 Prozent steigen soll. Welche Entwicklungen auf die deutschen Häfen durch die wachsende Zahl an Containern zukommen, wird in einer Podiumsdiskussion am zweiten Veranstaltungstag besprochen. Wichtige Punkte dabei:
- – Was sind die richtigen Konzepte und Lösungswege der beteiligten Logistikunternehmen?
- – Welche Innovationen, Investitionen, Optimierungen und neue Wege können die größten Effekte bringen?
Eins ist klar: Die bestehende Infrastruktur auf der Straße kann den – trotz aktueller Containerkrise – in Zukunft vermutlich rasant wachsenden Seehafenhinterlandverkehr kaum noch bewältigen. Die Güterbahn ist deshalb bei den Container-Speditionen wieder im Kommen. Das zeigen auch die „Siegburger Gespräche“. Aber trotzdem ist es immer noch ziemlich schwierig, neue Ideen mit und auf der Schiene in die Tat umzusetzen.
Kombinierter Verkehr zeigt die Möglichkeiten
„Hinderlich ist sicher das immer noch miese Image der Schiene – zu langsam, zu unverlässlich, zu schlecht“, schrieb kürzlich die dvz. Und weiter: „Denkbar ist auch eine gewisse Bequemlichkeit bei der Spedition, die Bahn stärker einzusetzen: Es ist unzweifelhaft einfacher, mit einem Anruf oder einem Click in einer Frachtenbörse zu ordern, als einen Transport auf der Schiene zu organisieren. Der Organisationsaufwand für Schienentransporte ist höher“.
Aber genau deshalb bietet die Digitalisierung dieser zu organisierenden Dienstleistungen ein enormes Potenzial. Der Kombinierte Verkehr (KV) inkl. Umschlag muss transparent und zuverlässig, die Organisation automatisiert werden. Dann wäre auch der Basis für flexiblere, innovative Geschäftsmodelle gelegt. Die Technologien hierzu gibt es bereits.
Etwa neue Kommunikationslösungen, die den Informationsbedürfnissen aller an den Transportketten beteiligten Akteure gerecht werden – und das jederzeit und in Echtzeit. Nur so lässt sich das stetig wachsende Auftragsvolumen auf Dauer effizient und in der geforderten Servicequalität abwickeln. Komplexe Dienstleisterstrukturen, wie etwa im Kombinierten Verkehr, erschweren jedoch Abstimmungen und damit das Management arbeitsteiliger Prozesse inklusive der mobilen Ressourcen.
Hinzu kommt, dass eingebundene Unternehmen in der Regel über eigene, historisch gewachsene IT-Landschaften verfügen, die einen ungehinderten, horizontalen und vertikalen Informationsfluss im Sinne einer Logistik 4.0 nicht zulassen. Da scheint es nicht verwunderlich, dass die Einstellung nach wie vor weit verbreitet ist, die Technik sei das eigentliche Problem oder das zu überwindende Hindernis auf dem Weg zu einer vernetzten Mobilität.
Offene Plattformen erhöhen Supply Chain Visibility
Benötigt werden also offene Plattformen, wie sie beispielsweise catkin entwickelt hat, die eine flexible Abbildung dynamischer und komplexer Geschäftsprozesse zulassen und eine unternehmensübergreifende Interaktion unterstützen. Dies bedeutet auch, dass manuelle Prozesse automatisiert werden und persönliche Assistenzsysteme, wie etwa Smartphones und Tablets mit entsprechenden Apps, zum Einsatz kommen. Unterschiedlichste Dienstleistungen könnten auf die Art und Weise miteinander verbunden werden, so dass jeder Teilnehmer jederzeit mit allen benötigten Informationen (etwa zum Auftragsstatus) versorgt ist. Dazu gehören neben Aufgabendetails und Checklisten auch Statusinformationen über Vorgänger und Nachfolger. Dies erhöht die Transparenz der Lieferkette – die Supply Chain Visibility – deutlich.
Das Logistikportal catkin vernetzt Kunden und Dienstleister über Aufträge, ermöglicht eine systemunabhängige, unternehmensübergreifende und zugleich standardisierte Kommunikation und unterstützt das Management von mobilen Ressourcen, wie etwa Personal, Loks und Waggons, aber auch Container, LKW oder Auflieger. Eine Teilnahme ist jederzeit per Web und/oder App möglich, Einstiegsbarrieren gibt es nicht. Die Anbindung an vorhandene ERP-Systeme oder auch Speditionssoftware ist einfach. Auch die Integration neuer Akteure und Prozesse sowie eine zügige Implementierung neuer Standards sind jederzeit möglich.
TX Logistik optimiert mit catkin den Kombinierten Verkehr
Ein Anwender ist bereits das Schienenlogistikunternehmen TX Logistik, das damit das Management von Ganzzügen und des Kombinierten Verkehrs optimiert hat. Durch die Integration der zur Verfügung gestellten Funktionalitäten in das eigene Planungs- und Steuerungsprogramm halbierte sich bei den Vor- und Nachläufen per Spedition die Fehlerquote und der Arbeitsaufwand sank um 12 Prozent. Gleichzeitig konnten die Auftragsdurchlaufzeiten um 25 Prozent reduziert werden. Weitere Erfolge zeigen sich in Form einer verbesserten Abstimmung mit den Bahn-Dienstleistern.